…oder so.

 

Der Tag heute, 25.08.2020,  fing eigentlich ganz normal an.

 

Waren 2 unserer 3 Tölinnen in der Nacht zum Samstag leicht (!) panisch, weil  draußen ein lauer Sommerwind durch die Bäume strich und die Damen minimal speichelnd  und zitternd umher liefen  (was mir eine Nacht auf dem Sofa einbrachte,  aber was  tut Frau nicht  alles für die Köter), war  es  heute  morgen eigentlich ganz ruhig und entspannt.

Ich öffne mein Mailpostfach und finde eine Nachricht von gestern Abend ( OK OK, ich habe das nach 20:00h nicht mehr auf Neueingänge kontrolliert, die Welt möge es mir nachsehen). Es meldet sich eine Hundebesitzerin, deren Lebensumstände sich drastisch verändert haben und ihr es unmöglich machen, ihren Hund nach langen, ich hoffe glücklichen Jahren, zu behalten. Hundi ist nicht mehr so ganz  jung, einige Jahre hat er auf dem Buckel, ein neues und zwangsläufig letztes Zuhause zu finden ist nicht ganz soooo einfach.  Aber weil ich beim besten aller TSV angesiedelt bin, reichen 3 Telefonate und Hundi ist untergebracht.

 

Zwischendurch erreicht mich ein Hilferuf über die sozialen Medien (Achtung – keine Werbung!). Da liegt ein armes Hundemädchen in einer Tierklinik in der Nähe und benötigt DRINGEND eine Blutspende. Kurze Infos eingeholt und dann bei der Klinik  angerufen, um Details zu hinterfragen.

Tja, dann ging es los. Sage und schreibe 25 (i.W. fünfundzwanzig) Minuten befand ich mich in der Warteschleife und die Musik war noch nicht mal besonders gut. Dann endlich, ich habe eine Mitarbeiterin der Klinik an der Strippe. Ich schildere mein Anliegen, möchte mit einem unserer Hunde vorbeikommen, um für den armen Hund als Blutspender zur Verfügung zu stehen. Ha, guter Witz. Das unfreundliche andere Ende der Leine -sorry, der Leitung- teilt mir mit, dass sie aus Datenschutzgründen keine Auskunft geben kann. Äääh – Entschuldigung-Datenschutz? Ich möchte weder Patienteninfos noch die Konto-Nr. der Hundehalter sondern lediglich eine Information über den Ablauf einer solchen Blutspende. Na, da habe ich aber die Rechnung eindeutig über die anscheinend völlig überforderte Telefonistin (sagt man da so, ohne despektierlich (das steckt das Wort Tier drin, fällt mir gerade auf), zu sein? Egal, ich komme nicht weiter, eine Auskunft über den Ablauf bekomme ich nicht.

 

Was soll’s, ich fahre vom Büro nach Hause, schubse Cleo ins Auto und fahre „mal eben“ in die 40km entfernte Tierklinik. Zu deren Ehrenrettung: fachlich und medizinisch ist sie wirklich meine allererste Wahl. Diverse Hunde von uns wurden dort einige Male operiert und/oder behandelt, alles immer supergut.Nur organisatorisch gibt es dort den einen oder anderen kleinen Mangel….

 

An der Klinik angekommen, ist draussen trotz der Uhrzeit, ca. 19:00h, eine Schlange. Nee, kein Reptil, obwohl das ja auch nicht so unlogisch wäre :-). Es ist eine Menschenschlange, Abholer eines operierten Tieres oder Besitzer tierischer  Notfälle.

 

Vor mir steht eine Dame mit zwei wirklich beeindruckend großen Hunden. Wer mich kennt weiß, das ich eine besondere Vorliebe für Hunde >70cm habe. Und die Beiden haben eine Schulterhöhe, die minimal 🙂 darüber liegt. Ich schätze sie auf bestimmt 60kg (jeder für sich wohlgemerkt) und denke insgeheim darüber nach, wie man so ein Teil ins Auto bekommt, wenn sie nicht springen dürfen. Schon bei dem Gedanken daran habe ich Rücken…

 

Die beiden hündischen Riesen sind ebenfalls angereist, um als Blutspender zu agieren. Und zum wirklich ersten Mal bin ich richtig stolz auf das Nummernschild mit NE am Anfang. Das ziert  nämlich den Wagen der Halterin, wir sind quasi Nachbarn. Schön, diese Hilfsbereitschaft.

Eine der prächtigen Hunde kommt dann auch als Blutspender in Frage, Cleo und ich können wieder nach Hause fahren, ohne dass Cleo zur Ader gelassen wurde. Wir sind aber nun als Blutspender registriert und die Klinik ruft uns bei Bedarf an. Der Bedarf ist anscheinend groß, wie mir die sehr nette junge Ärztin erzählte.

 

Ich hoffe sehr, dass der kranke Hund durch die Blutspende gerettet wird. Die Geschichte dahinter hat nämlich auch wieder mit uns Menschen zu tun. Der Hund wird abgöttisch geliebt. Das Frauchen hofft und betet, dass ihr kleiner Wegbegleiter bald wieder bei ihr ist und sie durch ihr gerade nicht so einfaches Leben begleitet. Hier bei uns sind alle Pfoten und Daumen gedrückt. Und wenn es hilft, fahren wir halt morgen wieder diese Strecke.

 

Ein Appell : wenn solche Hilferufe komme, scheut nicht den Weg,  die Mühe und die Zeit. Es könnte auch euer Hund sein, der Hilfe benötigt. Und es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn man von einer hilfsbereiten Gemeinschaft getragen wird.

 

So, habe fertig. Und just jetzt, während ich noch draußen sitze und diesen Text verfasse, fängt es an zu winden. Ich gehe dann mal schnell rein, schließe alle Fenster, lasse die Rollläden runter und hoffe auf eine entspannte Nacht in meinem Bett. Ohne  zitternde Tölen, die mir eine erneute Nacht auf dem Sofa einbringen… Gibt es eigentlich Ohrpröppies für Hunde????