Es ist ein heisser Tag, der 05. Juni. Wir sitzen gemütlich draussen und läuten das Wochenende ein. Dann läutet es auch, aber am Telefon. Ein recht aufgeregter und anscheinend auch recht junger Mann ruft an. Er braucht ganz ganz dringend Hilfe, eine 3jährige Mischlingshündin, Chihuahua und Jack Russell Mix oder so ähnlich benötigt ein neues Zuhause, möglichst jetzt sofort (zur Erinnerung: Freitag, früher Abend).

Er habe den Hund aus der Wohnung seiner (Ex)Freundin geholt, diese sei seit Tagen verschwunden, der Hund völlig verwahrlost. Der junge Mann und die Hündin befinden sich zum Zeitpunkt des Anrufes in der Wohnung der Mutter der (Ex)Freundin (sagt er, glaube ich mittlerweile nicht mehr). Diese hätte selbst schon 3 Hunde und würde zudem noch auf ein kleines Kind aufpassen, hat weder Zeit noch Nerven, die kleine Hündin zu beaufsichtigen. Er selbst kann den Hund nicht aufnehmen, durch die Trennung lebt er vorübergehend bei Verwandten, der Hund ist dort nicht erwünscht.

Was einem in wenigen Sekunden so alles durch den Kopf schiessen kann, ist schon echt erstaunlich. Mir kommen ein paar Ideen, was da los sein könnte, aber wir denken ja immer schön positiv und wollen auf keinen Fall etwas mutmaßen. Meine kleine Skepsis wird auch eigentlich beiseite geschoben, weil ich die Mutter im Hintergrund reden höre, sie gibt ihre Telefon-Nr. und Anschrift, damit der Hund evtl. abgeholt werden kann. Na gut denke ich so bei mir, die Mutter wird ja wohl ihrer Tochter nicht schaden wollen.

Ich setze also einen Notruf ab, via Facebook und durch einen Tierschutzverteiler. Dann setze ich mich telefonisch mit einem Tierschutzverein vor Ort in Verbindung, mittlerweile ist es 19:50. Die Tierschützerin ist supernett am Telefon, ich erzähle die Geschichte und bitte um ihre Hilfe. Sie sagt Hilfe zu.

Gestern habe ich dann nichts mehr gehört, aber heute vormittag habe ich mich natürlich erkundigt. Den jungen Mann habe ich nicht erreicht, dafür aber die Tierschützerin von gestern.

Tja, was soll man sagen – der Knabe hat versucht, seiner Ex-Freundin eines auszuwischen. Ich hatte das fast befürchtet, aber dann kam ja die Mutter in’s Spiel und ich habe mich einlullen lassen. Passiert mir auch nicht wieder.

Der ortsansässige TSV ist dorthin gefahren und hat – welch‘ Überraschung- die Besitzerin der Hündin, die Ex-Freundin dieses -ich schreib’s jetzt einfach mal – Idioten- angetroffen. Die junge Frau wollte ihre Hündin keinesfalls abgeben und an der Geschichte, dass sie sich angeblich tagelang nicht um die Hündin gekümmert hat, war auch kein wahres Wort. Der junge Mann, der sich ach so grosse Sorgen um die kleine Hündin gemacht hat, war lediglich randvoll mit Wut und wollte seine Ex-Freundin auf diese eklige Art bestrafen.

Die Tierschützer, die gestern Abend dort waren, haben ihm schon kräftig das Wort zum Sonntag gegeben, obwohl es ja erst Freitag war. Und derjenige Tierschützer, der dort war, misst 2×2 Meter, dem widerspricht man nicht. Ich wäre gerne dabei gewesen.

Ach so, die junge Frau wurde nach Hause begleitet. Der Hündin geht es prima dort, alles ist sauber, ordentlich, die Hündin mag ihr Frauchen und umgekehrt ist das auch so. Also alles in Butter.

Merke Du Hirni – solltest Du erneut an testosteroninduzierten Synapsenausfällen leiden (ich weiß, musst Du guhgeln) – geh‘ joggen, schrei‘ im Wald die Bäume an, räum den Keller auf oder wasch‘ das Auto. Aber rufe nie, nie wieder bei uns an und bezichtige jemanden auf diese Art und Weise. Und vergreife Dich nicht in der gekränkten männlichen Eitelkeit an einem wehrlosen Tier. Wir wissen nämlich, wo Du wohnst… Oder wie heisst es so schön: „Hirni, wir wissen, wo Dein Auto steht“?