Ich stelle gerade fest, dass ich ziemlich lange hier nichts mehr geschrieben habe. Tja, so ein Tierschutzleben ist schon fein. Tägliches faulenzen, Dolce Vita, rumgammeln.

Jetzt die Fakten: Es ist ziemlich turbulent und ich schaffe es gerade einfach nicht, 2 Homepages zu betreuen, mich überall zu engagieren, Flohmärkte zu machen, Auktionen vorzubereiten, Sachspenden zu sammeln und dies und das zu tun.

Aktuell beschäftigt mich ein Notfallhund. Aber was ist ein Notfallhund?

Ich spreche von einem Hund, der mit seinem Herrchen ca. 2km entfernt wohnt. Herrchen sehr krank, Hund auch nicht unbedingt der Fitteste mit einer ganz sicher nicht wunderbaren Vergangenheit. Die finanziellen Mittel des Herrchens sind, sagen wir es mal ganz vorsichtig, mehr als begrenzt. Er hat gerade einmal € 250 zum Leben, Im Monat.  Die Wohnverhältnisse sind entsprechend schlicht. Elend in Deutschland, vor unserer Nase, direkt nebenan. Da kommt man (und Frau auch) schon mal ins grübeln.

Wir, also Animal Shelter und ich, wurden um Hilfe gebeten und diese haben wir auch geleistet. Details hierzu auf der HP von Animal Shelter.

Was mich jetzt gerade bewegt: Ich habe wegen dieses Hundes und seinem Herrchen unzählige Telefonate geführt und sie zu Hause besucht. Heute dann noch einmal ein langes Gespräch mit der Tierärztin, der wir Nango vorgestellt haben. Die äußeren Verhältnisse, in denen Nango lebt (also Wohnraum etc.) sind bescheiden, dagegen leben unsere Tölen im Paradies. Ausreichend Platz, wie ich meine perfektes Futter, ein Rundumsorglospaket. Schauen unsere Damen quer aus der Wäsche, geht es schnellstmöglich zum Tierarzt. Unzählige Futterzusätze, Spielzeug, div. Halsbänder und natürlich passende Leinen sind vorhanden. Brauchen tun sie das nicht, aber gelegentlich habe ich den Drang, die Tölinnen zu schmücken. Was denen völlig egal ist, Cleo wälzt sich auch mit dem niegelnagelneuesten Halsband mit Wonne in Schafs- oder Fuchsmist. Bäh. Orthopädisch angesagte Schlafplätze nennen die Damen ihr Eigen. Wir sind Helikopter-Hundehalter, auch wenn wir mal die eine oder andere draußen vor der Tür vergessen:-).

Genug geschwafelt, zurück zu Nango und seinem Herrchen. Wir, die wir in „geordneten“ Verhältnissen leben, empfinden die Lebensumstände von Nango als – tja, als was? Hundeunwürdig? Vernachlässigt? Tierschutzrelevant?

Nein, ein klares Nein. Sicher wäre es für Nango prima, einen Garten zu haben, in den er jederzeit gehen kann, sein Harndrang ist schon gewaltig. Wahrscheinlich würde Nango auch mit großem Genuss täglich frisches Fleisch fressen und nicht immer „nur“ das Trockenfutter, das sein Herrchen von einem Hundefutterladen geschenkt bekommt. Ganz sicher wäre es Nango, so wie unseren Tölen, drietegal, ob das Halsband zur Leine passt.

Nangos Herrchen liebt seinen Hund, er ist sein Halt, seine Zuflucht, seine Lebensaufgabe. Ich weiß nichts über die sozialen Kontakte des Herrchens. Oftmals ist es aber so, dass der Hund einer der wenigen Sozialpartner ist, der bleibt.

Schon im letzten Jahr, als wir die Boxerhündin Coco versorgt haben war, nachdem der erste Schock über die äußeren Lebensumstände abgeklungen war, eines völlig klar: Wir, die Tierhilfe Meerbusch und der TSV Animal Shelter e.V. sehen natürlich mit scharfem Blick auf das Wohlergehen der Tiere. Oftmals hängt aber an den Tieren, für die wir uns einsetzen ein Mensch. Und wir sehen unsere soziale Verantwortung eben nicht nur für das Tier, sondern auch für den Menschen. Bei Coco und auch jetzt bei Nango war mein erster Impuls, der Hund muß da weg. Weg von sehr einfachen Lebensumständen, weg von einem wenig bis gar nicht geregelten Tagesablauf. Weg von Menschen, die nicht genug Geld haben, in Notfällen mal eben schnell zum allerbesten aller Tierärzte rennen zu können.

Ich habe heute zu der Tierärztin die Nango behandelt gesagt, ich mache hier gerade einen Spagat bis zur beidseitigen Adduktorenzerrung. Einerseits liegt mir das Wohlergehen des Tieres ungemein am Herzen und ich würde Coco, Nango und wie auch immer sie heißen, sehr gerne für die letzten Lebensjahre ein gesichertes Auskommen garantieren. Ich habe aber auch ein Herz für den Menschen, der zu diesem Tier gehört. Ob verschuldet oder nicht in diese Lebensumstände geraten -kann und darf ich das be- oder sogar verurteilen? Und wieder ein klares Nein. Das ist das, was „meinen“ Verein und mich immer wieder ganz eng zusammenbringt. Wir verurteilen nicht, wir helfen. Immer übersteigt das unsere finanziellen Mittel. Manchmal geraten wir auch in emotionelle Engpässe, weil so etwas nun mal nicht spurlos an uns vorbeigeht.

Ungebrochen bleibt unser Wille zu helfen. Tier UND Mensch.

Ich bin ziemlich tough und kann viel wegstecken. Jetzt muß ich einfach mal heulen. Darf ich, habe ich mir verdient:-). Danke, dass Sie bis hierher gelesen haben. Vielleicht können Sie unseren Antrieb ein bisschen nachvollziehen.Vielleicht regt es Sie an, zu helfen. Schauen Sie hin, werden Sie aktiv.Irgendetwas kann jeder von uns tun. Immer.