Am allerliebsten helfe ich bei der Hundevermittlung, wenn ich den Hund persönlich kenne. So fällt es mir viel leichter, die passenden Menschen mit dem Hund zusammenzubringen (oder umgekehrt, wie man es so nimmt). Unser Sorgenfellchen Yannik, geboren 16.12.2012,  der schon seit Dezember 2013 auf seiner jetzigen PS ist und einfach keinen Interessenten findet, muss jetzt mal ein bisschen gepuscht werden. Daher bin ich gestern abend zu ihm gefahren, um ihn kennenzulernen und mir selbst ein Bild zu machen. Waren nur knappe 60km und Dank der Ferienzeit ging das ratzfatz.

Optisch gefiel mir Yannik schon auf den Fotos. Ich finde seine bernsteinfarbenen Augen mit dem wachen Blick sehr, sehr schön. Mir gefiel auch, dass Yannik nett zu Hühnern ist. Wenn ein Hund nett zu Hühnern ist, kann er an sich nicht so verkehrt sein.

Yannik wohnt ländlich in der Nähe von Aachen. Der Innenhof ist groß, der Garten ebenso. Und es ist wahr – es gibt dort freilaufende Hühner, Yannik und auch die anderen Hunde dort interessieren sich überhaupt nicht für sie. Das Paar, das Yannik betreut, hat sich den Tierschutzhunden verschrieben. Insgesamt haben sie 4 Hunde, ein kleiner, schwarzer hat ein verkrüppeltes Beinchen und ist auf einem Auge blind. Ängstlich sind sie alle nicht, die beiden eigenen Hunde und der Hund der Nachbarin, der später noch dazukommt, sind eher etwas distanzlos. Einzig Yannik weiß sich zu benehmen, er ist sehr vorsichtig und schaut erst einmal, wer ich bin und was ich so tue. Anscheinend mache ich alles richtig, entgegen der Aussage des Pflegefrauchens haut er nicht ab und versteckt sich irgendwo. Auch nicht, als sie uns ein paar Minuten alleine lässt.

Wir sind dann eine Runde spazieren gegangen, ich wollte ja möglichst viel von Yanniks Verhalten sehen, auch außerhalb des für ihn sicheren Geländes. Zugegeben, er ist nicht besonders leinenführig, aber das kann man ihm schnell beibringen. Yannik ist aufmerksam, reagiert auf meine plötzlichen Richtungswechsel und folgt problemlos. Völlig unkompliziert sind die Begegnungen mit Artgenossen. Neugierig interessiert möchte er gerne Kontakt aufnehmen, die Pöbeleien 2er anderer Hund nimmt er völlig gelassen zur Kenntnis. Ich habe dann sein Pflegefrauchen gebeten, vorzulaufen, ich bin mit Yannik hinter einem Auto geblieben und erst vorgekommen, als sie ca. 50m weg war. Eigentlich hätte ich nach den Schilderungen erwartet, dass ich einen völlig überdrehten, kopflosen und leicht panischen Hund an der Leine habe, aber das war überhaupt nicht der Fall. Klar hat Yannik in ihre Richtung geguckt, das war es aber auch.

In einer Garageneinfahrt steht ein Mann, das fand Yannik jetzt nicht so gut, er wechselte dann auf meine andere Seite und hat Abstand zwischen sich und ihn gebracht. Bei für ihn nicht zuzuordnenden Geräuschen (herunterlassen einer Jalousie) zeigt er leichte Unsicherheiten, ist aber trotzdem weit entfernt von Panik.

Leider war Yannik außerhalb des Innenhofes noch nie im Freilauf, er konnte also in den letzten Monaten seine Energien gar nicht richtig ausleben. Schade für einen so jungen Hund. Sein Pflegestelle traut es sich nicht zu und ihm leider auch nicht.

Yannik lässt sich überall anfassen, Kopf, Ohren, Rücken, Bauch, kein Problem. Leckerchen nimmt er vorsichtig, aber mit großer Freude. Und an Leckerchen kann er einiges vertragen, Yannik hat eine tolle Figur, eigentlich ist er ein bisschen zu dünn. Ein Hund mit Wespentaille…

Ja, was soll ich sagen – ich habe keinen überaus ängstlichen Hund angetroffen, der sofort in sich zusammenfällt, wenn man ihn anspricht. Yannik ist vorsichtig, kennt leider nicht viel, Umweltgeräusche außerhalb des Hofgeländes sind ihm weitestgehend unbekannt und verunsichern ihn. Aber er ist neugierig und lernbegierig, wenn ihm seine Unsicherheit keinen Strich durch die Rechnung macht.

Wohin soll und kann Yannik nun? Menschen mit Hundeerfahrung, Ruhe, Geduld und dem festen Willen, diesem tollen Hund die Sicherheit zu vermitteln, die ihn zu einem fröhlichen und unbeschwerten jungen Hund machen. Sehr gerne zu einem souveränen Zweithund, zu einem freundlichen Rüden genauso gerne wie zu einer netten Hündin. Da Yannik das Leben in der Stadt überhaupt nicht kennt und hiermit sicher völlig überfordert wäre, wünschen wir uns eine ruhige Gegend. Es muss nicht so abgeschieden sein, wie er jetzt lebt, da lernt er ja nichts von der Welt kennen. Kinder müssen auch nicht unbedingt sein, sie sind ihm fremd. Yannik braucht Menschen, denen er vertrauen kann. Aber das braucht jeder Hund, das ist nichts besonderes.

Er ist ein besonderer Hund. Toll und anrührend. Ich schmilze dahin, wenn er mich mit seinen Bernsteinaugen anschaut. Sie sicher auch. Melden Sie sich und lernen ihn kennen, diesen freundlichen, aber sehr sich selbst überlassenen und leicht verlorenen Hund. Er hat seine Chance verdient.

Yannik ist kastriert, gechipt und wurde gerade geimpft. Ein bisschen Fellpflege könnte nicht schaden. Yannik ist ca. 60cm groß und zu dünn, aber das sagte ich ja schon. Hier dürfen pfundweise Trainingsleckerchen verteilt werden.

Eine kleine Anekdote zum Schluss. Wir sitzen also im Garten, ich hocke auf einem Baumstumpf, bewege mich nicht und unterhalte mich mit dem Pflegefrauchen. Yannik sitzt zu meiner Rechten, links neben mir der kleine Hund mit dem verkrüppelten Beinchen. Und plötzlich, ohne jede Vorwarnung und vor allem ohne jeden Anlass beißt mir diese kleine Misttöle (ich bitte um Verzeihung, aber das muss jetzt sein) in den Oberschenkel. Klar hat er eine Antwort von mir bekommen, so geht’s ja nicht. Frauchen hat aber eine, in ihren Augen sehr logische Erklärung: Ich saß blöderweise zwischen der kleinen Töle und Yannik und manchmal, ganz selten, fast nie, ist die kleine Töle ein bisschen aggressiv gegen Yannik. Hund ist halt traumatisiert, da darf man sich ja auch überhaupt nicht wundern. Und in der Tat – ich wundere mich jetzt auch über nichts mehr. Töle wurde dann weggesperrt, weil ich für den Wiederholungsfall drastische Mittel angekündigt habe. Ich glaube, ich war überzeugend.

Also, lassen Sie uns Yannik dort rausholen. Je schneller, je besser.