eine wichtige Sache oder doch ein lästiges Übel?

Es stösst mir schon sehr lange übel auf. Diese Vereine, die ständig irgendjemanden für irgendeine Vorkontrolle irgendwo suchen.

Da gibt es z.B. einen Verein, der alleine in den vergangenen sechs Tagen sage und schreibe neun Vorkontrollen in den sozialen Medien sucht. Einige Vereinsmitglieder leben lt. deren Homepage in Duisburg. Gesucht wird je eine Vorkontrolle für Mülheim a.d. Ruhr (max Entfernung 25km), in Düsseldorf (max. 35km), in Essen (max. 35km), in Bochum (max. 45km, wobei ein Vereinsmitglied aus Bochum kommt) usw.

Ein anderer Verein sucht einmal im Raum Krefeld und einmal in Mönchengladbach. Die Gesucherstellerin lebt ca. 30km von beiden Orten entfernt.

Ein weiteres Beispiel: Es wird eine Vorkontrolle gesucht für Dinslaken (dieser Verein fragt mich, die aus dem Raum Düsseldorf kommt, ob ich das übernehmen könnte). Die Dame, die die Vorkontrolle sucht, lebt in Dinslaken, also quasi um die Ecke. Ohne Worte.

Am eigenen Leibe erlebt: Ich werde gebeten, eine Vorkontrolle im Düsseldorfer Norden zu übernehmen. Mache ich auch (ist aber schon länger her, mittlerweile bin ich nicht mehr bereit dazu). Das Ergebnis war eher negativ, ich wurde Zeuge von Szenen einer Ehe. Er wollte den Hund, seine Frau nicht. Habe dem Verein (dessen Aktive nur wenige Kilometer entfernt wohnen) das eindringlich mitgeteilt, sowohl telefonisch als auch schriftlich. Fazit: der Hund kam in diese Familie. Das weiß ich, weil ich auch die Nachkontrolle übernommen habe. Und nochmals telefonisch als auch schriftlich dringend gebeten habe, sich dort einzubringen, weil die Situation weder für den Hund noch für das Ehepaar erquicklich war. Informationen über den weiteren Verlauf habe ich nicht erhalten.

Und noch ein Beispiel, dann höre ich auf: Vereinsmitglied lebt im Raum Wuppertal, gesucht wird eine Vorkontrolle in Hilden. Von Wuppertal nach Hilden sind es ungefähr 23km, rechne ich großzügig, sprechen wir vielleicht über 35km.

Bei einigen dieser Gesuche habe ich nachgefragt, warum sie die Vorkontrolle outsourcen (irgendwie gefällt mir dieser Begriff jetzt in diesem Zusammenhang besonders gut). und 3mal dürfen alle Leserinnen und Leser raten, welche Antwort ich bekommen habe? Na, kommt ihr selbst drauf? OK, ich lüfte das Geheimnis.

Sie haben keine Zeit. Ich wiederhole, langsam, Buchstabe für Buchstabe.

K E I N E  Z E I T.

Mir stellt sich jetzt die Frage, was die Damen denn mit ihrer Zeit machen? Das Geld zählen, dass durch deren zahlreiche Vermittlungen von, gerne und überwiegend Welpen, aus dem Ausland hereinkommt? Oder braucht es so lange, herzzerreissende, anrührende, mitleidheischende Texte zu verfassen? Oder ist es doch die wahrscheinlich recht aufwändige Planung der nächsten Tierschutzreise, die ihnen die Zeit stiehlt?

Ich weiss es nicht und mich interessiert es auch nicht. Ich finde jedoch, dass gerade eine Vorkontrolle eine der wichtigsten Aufgaben in der Vermittlung ist. Wir haben doch hier die Verantwortung für ein Lebewesen. Kann ich dies mit ruhigem Gewissen an Person XY übertragen, die ich womöglich noch nicht einmal persönlich kenne? Im schlimmsten Fall meldet sich ein Lieschen Müller, die vielleicht mal irgendwann an einem Hund vorbeigelaufen ist und meint, sie sei fachmännisch genug?

Nein, das kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Entweder kann ich eine Vorkontrolle selbst durchführen oder der Hund kann eben dort nicht hin. Ganz einfach, oder?

Und jetzt komme mir bitte niemand mit dem Argument, das arme Hündchen hat die Tötung vor der Brust und nur durch meine Haltung muß er sterben. Das wäre dann Stoff für eine rührselige Geschichte derjenigen, die für eine Vorkontrolle keine Zeit haben.

Zum Schluß, weil ich ein ehrlicher Mensch bin: ja, ich habe vor vielen Jahren für drei Hunde eine Vorkontrolle in fremde Hand gegeben. Einmal war das eine sehr liebe und vor allem verantwortungsvolle Freundin, selbst erfahrene Hundehalterin (Danke nochmals an Eira). Die beiden anderen Vorkontrolleurinnen habe ich selbst ausgesucht, nachdem ich lange recherchiert habe, wer das übernehmen könnte, weil ich eben nicht in der Nähe wohne.  Menschen, die ich persönlich kenne, würde ich vielleicht auch heute bitten, aber eigentlich mache ich das lieber selber. Soll ich bei einem evtl. Rückläufer dem Menschen, der die Vorkontrolle durchgeführt hat, einen Vorwurf machen? Fände ich nicht fair.

Züchter verzichten auch gerne auf Vorkontrollen, das weiß ich von Freunden und auch aus der Familie. Geht die Tendenz von Tierschutzvereinen in diese Richtung?

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