Wer unter uns Hundehaltern kennt ihn nicht, diesen Satz. In der Regel hört man das von anderen Hundehaltern, die ihren Hund mehr oder weniger ungebremst in den eigenen Hund reinbrettern lassen oder deren Hund auf einmal, ganz plötzlich, sozusagen aus heiterem Himmel, eine gewisse unschöne Verhaltensauffälligkeit zeigt.
Solche unschönen Verhaltensauffälligkeiten kann man leider auch bei dem einen oder anderen Tierschutzverein feststellen. Stellen wir uns einfach mal vor, es gäbe einen Verein, der es sich auf die Fahne und auch auf die (mittlerweile nicht mehr erreichbare) Homepage geschrieben hat, sich insbesondere und hauptsächlich um ein Tierheim in Land XY zu kümmern. Salbungsvolle Berichte über die eigenen, guten Taten in diesem Land und für eben dieses Tierheim werden hingebungsvoll in den sozialen Medien kundgetan. Schaut man es sich ein bisschen genauer an fällt auf, das hier lediglich vermittelt wird und das, nach der Anzahl der aus Land XY in Deutschland vermittelten Hunde, gar nicht mal so wenig. Und, zumindest in den letzten Monaten, ausschließlich Welpen und Junghunde. Natürlich ist es immer schön, wenn ein Hund ein sicheres, glückliches und hoffentlich endgültiges Zuhause finden kann, ganz ohne Frage. Fragen sollte man sich aber hierbei und zwar sehr vordergründig – was macht dieser Verein sonst noch? Man liest nichts von durchgeführten oder zumindest finanzierten Kastrationen, nichts von irgendwelchen Futter- oder sonstigen Spenden, die an das Tierheim in Land XY geflossen sind. Und dass das bei der an sich großen medialen Präsenz nach dem Motto „tue Gutes und schreibe darüber“ in Vergessenheit geraten ist, kann und sollte auch der Naivste unter den Anhängern des Vereines nicht glauben.
Es findet sich auch kein Hinweis auf die älteren Hunde, die ja nunmal auch, und zwar mindestens so dringend wie die ganz jungen Hunde, ein Zuhause suchen und seit Jahren in dem Tierheim leben. Nein, davon ist mit kaum einem Wort die Rede. Dieser Verein, der vielleicht auch stellvertretend für viele andere steht, gaukelt eine heile Welt vor. Die heile Welt der glücklich vermittelten Welpen und Junghunde nebst ihren neuen, ebenso glücklichen Besitzern. Zuckerschockalarm beim Betrachten der ach so niedlichen Hundefotos für diejenigen, die keine Hintergründe kennen. Diese heile Welt existiert aber in Land XY nicht, auch nicht annähernd. Das Tierheim platzt aus allen Nähten, die Kosten explodieren, Tierarztkosten sind alleine nicht mehr zu finanzieren, es droht das Aus.
Und dann stellt sich mir die Frage: warum tut dieser Verein nix? Will er nur spielen? Tummelt er sich auf der Wiese der Glückseligkeit, weil man ja aktiv im Tierschutz unterwegs ist und sich in den sozialen Medien gerne feiern lässt? Besucht er täglich den Jahrmarkt der Eitelkeiten und vergisst, wofür er eigentlich mal angetreten ist? Oder ist er vielleicht tatsächlich gar nicht angetreten, um nachhaltig etwas zu verbessern? War anfangs der Gedanke gut und richtig, hat man nach relativ kurzer Zeit feststellen müssen, dass viel viel Arbeit dahintersteckt? Verzicht auf Freizeit, Verzicht auf Geld, denn selbstverständlich erfolgt das alles ehrenamtlich, es stecken keinerlei finanzielle Interessen dahinter. Oder sollten es zumindest nicht. Wenn dann jedoch eine ursprünglich geplante Urlaubsreise in das Land XY umgemodelt wird in eine Spendenfahrt, dafür ein sehr großer und ebenso teurer Leihwagen für mehrere hundert Euro gemietet wird, dieser große und teure Leihwagen seine Spendenfahrt jedoch halb leer antritt, obwohl man ihn bis ans Dach hätte vollpacken können (und müssen, der Leihwagen wurde schließlich aus Spendengeldern finanziert), dann frage zumindest ich mich, ob das so stimmt mit dem fehlenden finanziellen Interesse.
Aber darum kümmert sich ja Gott sei Dank eine Institution, die sich Finanzamt nennt. Und ist die Gemeinnützigkeit erst einmal weg, kommt sie auch nicht wieder, zumindest nicht so schnell. Ein Verein, dem die Gemeinnützigkeit entzogen wird, arbeitet zumindest aus Sicht des Finanzamtes nicht korrekt. Und zu einer korrekten Arbeit gehört nicht nur, mit Spendengeldern verantwortungsvoll umzugehen, auch der sicher manchmal sehr lästige Bürokram muss erledigt werden. Plastiktüten mit gesammelten Belegen sind da nicht hilfreich. Und mag der Finanzbeamte auch noch so nett sein – da spielt er nicht mit.
Ebensowenig spielen Finanzämter mit, wenn Vereinsgelder nicht im Sinne der Satzung verwendet werden. Und das Vereinsvorstände für die ordnungsgemäße Verwendung dieser Gelder verantwortlich sind und persönlich haftbar gemacht werden können und werden, wenn das nicht der Fall ist, ist so manchem Vorstandsmitglied nicht bewusst. Früher oder später lernen sie es. Darauf gehe ich dann später mal ein:-).
Was können wir daraus lernen: Schaut genau hin, wo ihr helft, wohin ihr Gelder schickt, von wem ihr Hunde übernehmt. Ein Blick auf ein Impressum kann hilfreich sein, sagt aber natürlich auch nicht alles. Es kann ja mal der Vergesslichkeit geschuldet sein, dass in dem Impressum etwas steht, was gar nicht mehr den Tatsachen entspricht. Schaut auf die Homepage, seit wann gibt es den Verein, wie hoch ist die Vermittlungsquote. Fragt, ob der Verein auch alte Hunde hat und warum diese nicht erwähnt werden. Hinterfragt alle Umstände rund um den Hund, der euer neues Familienmitglied werden soll. Beim Autokauf oder der Anschaffung eines Staubsaugers geht ihr ja auch nicht los und kauft das nächstbeste Produkt.
Und wieder einmal ist das ein Negativbeispiel, das den zuverlässigen, sorgfältigen und korrekt arbeitenden Vereinen das Leben sehr schwer macht. Mir ist ganz traurig zumute.
Ach liebe Noriam Wie wahr, wie wahr! Und wie brillant geschriieben.
Riesengroßes Kompliment dafür.
Aber, warum nicht mehr Öffentlichkeit?
Political correctness?
Oder darf man/ich ein klitzekleines Linklein posten………Oooooch Biiiiitte.
Helmut
Lieber Helmut, Du meinst also, ein bisschen mehr mediale Präsenz täte dem Artikel gut? Na denn…
Und jetzt sag‘ nicht, Du hast ähnliche Erfahrungen gemacht? Die Welt ist ja bekanntlich klein und es gibt immer wieder Dinge, die gibt es eigentlich gar nicht:-).
In diesem Sinne à bientôt
Wie der Zufall es so will – mit den Erfahrungen – muss leider auch ganz laut „HIER“ schreien.
Hätte gern ein kleines Bild gepostet, geht wohl nicht.Aber der Text lautet:
„VERTRAUEN IST WIE EIN STÜCK PAPIER;
WENN ES EINMAL ZERKNÜLLT IST; WIRD ES NIE WIEDER PERFEKT“
Das sind dann die Langzeitfolgen Traurig traurig traurig
Liebe Birgit, das ist schlimm und tut mir auch sehr leid. Aber lassen wir uns nicht unterkriegen. Ich bin fest davon überzeugt, dass am Ende das Gute siegt.
Ein wirklich brillanter Artikel der sehr viel traurige Wahrheit enthält! Doch immer häufiger ist der Grat zwischen Tierschutz und Tiersch(m)utz ein ganz schmaler. Einmal auf der falschen Seite angekommen gibt es kaum noch ein Zurück und die Gier wird immer größer. Eine sehr traurige Entwicklung im Tierschutz die leider auch einige wenige seriöse Tierschützer immer öfter in ein schlechtes Licht rückt, nach dem Motto „alle über einen Kamm scheren“. Es wird seine Zeit brauchen, Interessenten immer häufiger kritisch hinterfragen und recherchieren, vorsichtiger werden wem sie ihr Vertrauen schenken können. Und letztlich, irgendwann, doch das Gute siegt!