Nein, hier ist nicht die Rede von einer Wahlbeteiligung. Und natürlich auch nicht von einer Arbeitslosen-, Frauen- oder Einwanderungsquote.

Viel Schlimmer – das ist der Anteil am Leben von unserem kleinen Django, in dem wir ein neues, glückliches, sicheres und vor allem auch endgültiges neues Zuhause für ihn gesucht haben. Man stelle es sich vor – fast die Hälfte des Lebens weiß Hund nicht, wohin er gehört-  ein Albtraum. Django hat das, zumindest auf den ersten bis dritten Blick, erstaunlich gut überstanden. Wir haben schon erleben müssen, dass andere Hunde an so etwas zerbrechen und sich gänzlich aufgeben, sich zurückziehen, voller Aggression sind und den Menschen weder vertrauen noch sie besonders mögen. Verständlich ist es.

Nicht so unser Django. Sein Sternzeichen ist der Schütze und die sind nun mal sehr zielorientiert und mögen alles – außer Stillstand. Sie sind optimistisch, aufgeschlossen, idealistisch und mitreißend. Und positiv – der Napf ist immer halb voll, niemals halb leer. Wahrscheinlich ist es das, was unseren Django nicht untergehen lässt in seiner wahrlich bisher nicht immer tollen Lebensgeschichte.

Viele, zu viele Stationen hat der kleine Kerl bereits hinter sich gebracht, bei mindestens 10 Familien hat er mal mehr, mal weniger lange gelebt.

Zweimal hatten wir für Django ein Zuhause gefunden und wir waren sicher, richtig entschieden zu haben. Für diesen Bericht habe ich noch einmal alle Mails und sonstigen Nachrichten derjenigen Menschen durchgelesen, die sich mit vollem Herzen für ihn entschieden hatten. Von „wir geben ihn nicht mehr her“ bis „er macht unser Leben wieder bunt und hat sich wunderbar eingefügt“ ist alles vorhanden. Umso größer war unsere Erschütterung, als jeweils nach diesen vollmundigen Bezeugungen ein Anruf kam, dass Django leider, leider, leider nun doch nicht zu den Lebensumständen passt und er nicht bleiben kann.

Viele Stunden, Tage und Nächte habe ich an mir gezweifelt und bin auch ein bisschen an mir verzweifelt. Habe ich nicht richtig hingesehen, nicht richtig hinterfragt, war ich zu leichtfertig, zu naiv? Habe ich zu viel vertraut?

Als Django am 04.02.2017 aus der Vermittlung zurückkam, war er erst einmal bei uns. Ich musste und wollte mir selber ein genaues Bild von diesem kleinen Hundemann machen, mit dem es so schwer sein sollte. Was soll ich sagen? Django ist ein völlig durchgeknallter Terrier in Reinform und bei dieser Formulierung muss ich jetzt leise lächeln. Im Vergleich mit unseren 3 Hündinnen ist er tatsächlich völlig durchgeknallt, aber sie sind eben auch keine Terrier. Was meine ich damit? Django ist sehr sehr lebhaft, immer in Aktion, stets sehr neugierig, aktiv und ruhelos. Anders als unsere Hunde konnte er sich anfangs nicht einfach mal auf eine Decke legen und ruhen oder sogar schlafen. Bei der kleinsten Bewegung sprang er auf, sofort bereit, an aufregenden oder auch weniger aufregenden Aktionen teilzuhaben. Ihm beizubringen, dass das nicht erforderlich und auch nicht unbedingt erwünscht ist, war schon etwas arbeitsintensiv, das gebe ich gerne zu. Aber es ging, und zwar erstaunlich schnell. Die Zauberworte hierfür sind Konsequenz und Beharrlichkeit. So wie Django sehr beharrlich darin ist, wie ein Flummi hin und herzuspringen war ich beharrlich darin, ihn zu seiner Decke zu bringen und darauf zu bestehen, dass er genau dort liegen bleiben soll. Django brauchte einen Rahmen, in dem er sich bewegen und vor allem entspannen konnte. Er musste nichts selbst entscheiden, das haben wir ihm abgenommen. Und genau auf diese Art und Weise hat auch eine Freundin mit ihm weitergearbeitet, wir haben Gott sei Dank die gleichen Ansichten und sehr ähnliche Vorgehensweisen. Django hat die meiste Zeit bei ihr verbracht, war aber auch oft bei uns zu Besuch und hat sich immer wunderbar eingefügt. Klare Regeln, eine klare Ansage was geht und vor allem was nicht geht, nimmt er wunderbar an. Manchmal ist er sehr anstrengend, oft aber auch soooo niedlich, dass man diese nervigen Phasen auch gerne vergisst.

Viele Anfragen hatten wir für ihn, viele Menschen sind gekommen, um ihn kennenzulernen. Unendlich viele Spaziergänge haben wir gemeinsam mit den Interessenten unternommen. Ich möchte gar nicht genau wissen, wie viele Kilometer ich gefahren bin, um Vorkontrollen durchzuführen und wie viele Gespräche ich geführt habe. Da kommt schon ganz schön was zusammen.

Bei den vorletzten Interessenten war ich auf den ersten Blick sehr begeistert. Sie sind ganz unverkrampft auf Django zugegangen, der Spaziergang hat gut geklappt, alles hörte sich gut an. Beim nächsten Treffen ging irgendwo bei mir zunächst ganz leise eine Alarmglocke an. Ich habe darüber geschlafen, am nächsten Tag war die Glocke noch zu hören und ich habe daher um ein weiteres Treffen gebeten. Dazu ist es dann nicht mehr gekommen, man war verschnupft und nicht besonders freundlich. Auch das habe ich mir sehr zu Herzen genommen und mein Mann meinte, ich sei aber jetzt aber auch ganz besonders kritisch. Ja, stimmt, bin ich. Und mit was – mit Recht. Ich habe hier die Verantwortung für ein Lebewesen, ich verkaufe keine Schuhe oder ein Möbelstück. Und wer kein Verständnis dafür hat, wird auch kein Verständnis für diesen Hund haben. So sehe ich das und solche Menschen scheiden dann einfach aus.

In dieser Phase meldeten sich neue Interessenten, der erste Kontakt lief über unsere Freundin, die Django bei sich hatte. Sie hat mit ihnen telefoniert, sie haben sich getroffen und einen langen Spaziergang gemacht. Anschließend gab es noch Kaffee, Kuchen und viele Informationen über Django. Anscheinend waren sie gar nicht abgeschreckt, schon wenige Tage später meldeten sie sich erneut zu einem Spaziergang an. Auch dieser war sehr erfolgreich, Django hat viele seiner Facetten gezeigt. Zum Beispiel, wie toll er an der Leine ziehen kann, dass mehr als 10 Sekunden im Sitz bleiben völlig überbewertet ist, fremde Rüden an der Leine erst einmal heftig verbellt werden und freilaufende Kaninchen unbedingt gefangen werden müssen. Das schreckte sie auch nicht ab, im Gegenteil, sie kennen das. Bis vor kurzem hatten sie zwei Jack Russell Terrier, die leider im hohen Alter verstorben sind. Also Kenner der Rasse, das hat uns beruhigt.

Wir sind dann mit Django zu ihnen gefahren, waren dort gemeinsam spazieren, haben uns ein bisschen unterhalten und sind wieder nach Hause. Wir wollten keine schnelle Entscheidung, mit Ruhe und Bedacht sollten alle Beteiligten gründlich überdenken, ob es passt.

Und nun kann ich voller Freude berichten – Django ist am 30.04.2017, nach 415 Tagen in unserer Obhut, ein sein neues und (hoffentlich) endgültiges Zuhause gezogen.

Mit liebevollem Blick geht’s ab ins neue Zuhause

Wir alle sind sicher, dass es dieses Mal wirklich, ganz, ganz wirklich, sein Zuhause bleiben wird. Er wird gut ausgelastet, nicht nur körperlich sondern auch geistig. Er lernt gerade, dass Pferde keine Jagdobjekte sind, das man nicht über irgendwelche Holzzäune springen darf, wie Hund einen PC bedient und dass das (Ehe)Bett eine Tabuzone für kleine, durchgeknallte, aber sehr liebenswerte Terrier ist. Er geht schwimmen, macht lange Spaziergänge, auf dem Hof ist jede Menge los und ihm wird sicher alles, aber nicht langweilig. Und da kann es doch tatsächlich passieren, das dieser superaktive Springinsfeld abends müde, aber ausgelastet, zufrieden und glücklich in sein eigenes Bett steigt und einfach nur schlafen möchte. Das freut uns 🙂

Ich stelle gerade fest, dass der Text sehr lang geworden ist. Wir hatten aber auch eine lange Zeit miteinander, da ist das schon mal erlaubt. Und natürlich werden wir einen engen Kontakt halten und Django nicht aus den Augen verlieren.