Vor einigen Wochen erhielten wir die Info über einen älteren Hund in Deutschland, dem es in seinem Zuhause nicht so besonders gut geht. Bis zum vergangenen Freitag war es so ein bisschen stochern im Nebel, aber dann haben wir die ganze Wahrheit erfahren.

Benny, so heisst der Unglücksrabe, wurde als Welpe angeschafft. Die Person, die ihn damals, aus welchen Gründen auch immer, im zarten alten von ungefähr 12 Wochen zu sich genommen hat, hat recht schnell die Lust an ihm verloren und ihn bei Verwandten, einem älteren Ehepaar, „geparkt“. Dort wurde er, zumindest von der Dame des Hauses, sehr geliebt, sie hat gut auf Benny geachtet und sich stets liebevoll um ihn gekümmert.

Vor einiger Zeit verstarb sie, übrig blieb ihr Ehemann. Und der hatte nun mit Benny so gar nichts im Sinn. Zwar durfte er in seinem Zuhause bleiben, aber die liebevolle Zeit war für den Hundejungen vorbei. Insgesamt kann man die gesamten Familienverhältnisse als zerrüttet bezeichnen und das ist jetzt recht vorsichtig formuliert.

Benny ging es nicht gut, von artgerechter Haltung kann man in dem Fall nun wirklich nicht sprechen. Allerdings waren die Verhältnisse nicht so, dass irgendein Veterinäramt die Notwendigkeit gesehen hätte, hier energisch einzuschreiten. Benny hatte ein Dach über dem Kopf, bekam zu fressen und auch Wasser, aber das war es dann auch schon.

Da ich den alten Herrn nicht kennengelernt habe kann ich nicht beurteilen, aus welchem Antrieb er gehandelt hat. Auf jeden Fall wurden die innerfamiliären Zwistigkeiten auf dem Rücken von Benny ausgetragen. Um diejenigen Familienangehörigen, die sich nach dem Tod des Frauchens so gut es ging um Benny gekümmert haben zu bestrafen (für was auch immer, ich weiß es nicht), wurde der Hund drangsaliert. Mal wurde er mit einer Wasserpistole bespritzt, obwohl er ruhig und brav auf seiner Decke lag, mal wurde er beim Fressen gestört, Spaziergänge waren ein Fremdwort. Es waren aber keine groben Misshandlungen, trotzdem hat Bennys Seele ein bißchen Schaden genommen.

Irgendwann kam dann der Punkt und die Sache wurde beendet, exakt am vergangenen Freitag. Der Rest der Familie hat sich zusammengetan und beschlossen, Benny in ein schönes, neues, glückliches und zufriedenes Leben zurückzuholen.

Ich durfte ihn am Freitag kennenlernen. Vor mir stand bzw. lag ein mißtrauischer, recht verunsicherter Hund. Argwöhnisch betrachtet er das Geschehen um ihn herum. Der Unglaube stand ihm im Gesicht geschrieben, als die drei vorhandenen Hunde sich ungezwungen, lustig und frei im Garten bewegt haben, spielen konnten, Leckerchen fressen konnten ohne irgendwelche merkwürdigen Aktionen der Menschen. Benny versuchte, sich alles auf Abstand zu halten. Das hat er gelernt in seiner unglücklichen Zeit. Knurren, Zähne zeigen,  auch mal zuhacken hilft.

Die feine Hundesprache versteht er, der Benny. Er hat sich die anderen Hunde vom Leibe gehalten und auch wir Menschen, die ihn kaum kannten, hatten nicht unbedingt das Bedürfnis, dem kleinen Kerl zu Nahe zu kommen.

Und manchmal gibt es auch ein nahes, schnelles Glück im Leben. Eine gute Bekannte und erfahrene Hundebesitzerin hat sich bereiterklärt, Benny zu sich zu nehmen. Schon am Samstag haben sie und ihr Mann ihn zu sich geholt. Die bereits vorhandene Hündin, eine überaus freundliche und tolerante Hundedame, haben ihn warmherzig in ihren Kreis aufgenommen. Toll, oder?

Jetzt ist es an Benny. Die erste Nacht war problemlos, auch der gemeinsame Spaziergang zeigte keinerlei Probleme. Und wenn Benny seine Abwehr ablegt und mit der Hundedame problemlos leben kann, dann hat er sein Zuhause für immer gefunden.

Drücken wir alle gemeinsam die Daumen, dass das gelingt. Seine neuen Menschen und die Hundedame sind bereit dazu. Benny muß es nun auch sein, er hat aber viel Zeit, sich einzugewöhnen. Und wenn er sich nicht benimmt wie die Axt im Walde hören wir nichts mehr von ihm.

Benny, wir mögen Dich, auch nach dieser kurzen Zeit. Aber es wäre wirklich schön, wenn wir Dich nicht wiedersehen müßten :-). Zumindest nicht in der Rubrik „Zuhause gesucht“. Gemeinsame Spaziergänge sind nicht ausgeschlossen.

Die ersten Berichte aus seinem neuen Zuhause lassen uns optimistisch in die Zukunft blicken. Drücken wir alle gemeinsam die Daumen, dass Benny seine Chance nutzt.

Und übrigens – Tierelend vor unserer Haustür. Nur mal so für die Fans der Auslandsrettungen.

Update 06.09.2017

Benny hat das Eis gebrochen, die Herzen gewonnen, eigentlich passt alles perfekt. ABER:

Sein neues Frauchen entwickelt eine Allergie und das ist nicht einfach nur eine Ausrede. Sie kämpft seit Jahren mit dieser Erkrankung, mußte sogar ihren früheren Job als Floristin aufgeben, das sie enorme gesundheitliche Probleme entwickelt hat. Und nun trifft es sie besonders hart. Mittlerweile benötigt sie mehrmals am Tag ihr Kortison-Spray. Immer, wenn Benny in ihrer Nähe ist, leidet sie an enormer Atemnot.

Und so traurig es ist, für Benny, aber auch für seine Besitzer, die ihn sehr in ihr Herz geschlossen haben, suchen wir nun für ihn tatsächlich noch einmal ein neues Zuhause.

Wer also einen mittlerweile sehr freundlichen, ausgelassenen, manchmal vor lauter Freude Lambada tanzenden Hund sucht – hier ist er.