Liebe Freunde, Leser meiner Berichte, Unterstützer und diejenigen, die vielleicht noch Unterstützer werden möchten. Aber auch diejenigen, die es nie werden, sind herzlich zur Lektüre eingeladen.

Die Geschichte von Coco, der sehr kranken Boxerhündin, die wir seit Mittwoch, 24. Mai 2017 betreuen, habe ich bewußt nur auf der Homepage von Animal Shelter e.V. ,dem Tierschutzverein, für den ich mich einsetze, niedergeschrieben. Coco wurde an diesem Tag ein „Vereinshund“. Wen es interessiert, der wird dort nachlesen.

Und ganz bewußt schreibe ich diesen Text nun wieder auf meiner Homepage. Vielleicht für den einen oder anderen verwirrend und evtl. sogar lästig, weil man nun zwischen zwei Homepages hin und her schalten muß. Ich sehe aber meinen eigenen Sinn darin und ihr/Sie vielleicht am Ende dieses Textes auch.

Diese, meine Homepage hat im Untertitel „hier wird Hunden und ihren Menschen geholfen“. Im Laufe der Jahre habe ich immer mehr gelernt, dass bei dem Tierschutz, den Animal Shelter und ich vertreten, auch immer der Mensch eine Rolle spielt. Wir kümmern uns nahezu ausschließlich um Tierelend in Deutschland, da sind kaum Strassenhunde aus dem Ausland dabei und deswegen haben diese Tiere auch immer einen Menschen, sprich Besitzer „im Rücken“.

Manchmal, eigentlich fast immer, ist das menschliche Leid genauso groß wie der Kummer, den diese Tiere erleiden. Sei es das Schicksal vom Frauchen von Ayla und Shawn, die uns ganz kurz vor ihrem Tod um Hilfe bat, weil alle Freunde, die vollmundig ihre Unterstützung angeboten haben, auf einmal abgetaucht sind. Oder die Besitzer von Schröder, dessen Herrchen sehr kurz nach der erfolgreichen Vermittlung in ein sehr schönes und gutes Zuhause, verstarb. Und der Besitzer des Dackels Hansi, der durch eine Erkrankung sehr spontan in ein Pflegeheim kam und keinen Platz für seinen geliebten Dackel finden konnte. Ich könnte diese Aufzählung sicher noch erweitern, aber darum geht es gar nicht.

Auslöser dieses Berichtes ist Coco. Und ihr Frauchen.

Coco’s Frauchen ist vor vielen Jahren, durch welche Umstände auch immer, gestrauchelt. Abgedriftet, entgleist, vom „rechten“ Weg abgekommen. Ich kenne ihre Umstände noch nicht, bemühe mich aber sehr, diese zu ergründen. Wie ich aus Gesprächen mit ihr herausfinden konnte, drückt sie sich sehr gewählt aus und ich vermute, sie hat einmal ein Leben innerhalb „der Norm“ geführt. Irgendetwas hat sie aus der Umlaufbahn geworfen, ob sie den Weg, auf der Strasse zu leben bewußt oder gezwungenermaßen gewählt hat,  weiß ich nicht.

Was ich aber weiß, sehen und erleben durfte ist die Tatsache, dass sie ihren Hund Coco sehr liebt.

In meiner Welt bedeutet Tierliebe, allen Schaden von meinen Hunden fernzuhalten. Jeden Schmerz, jede Erkrankung, jedes Wehwehchen unmittelbar zu erkennen und zu beseitigen. Bin ich eine Helikopter-Hunde-Mutter? Wahrscheinlich.

Dem Frauchen von Coco ist die Erkenntnis, was gut für ihren Hund ist, vielleicht irgendwo auf ihrem Weg verloren gegangen. Oder vielleicht gar nicht verloren, denn sie hat die Probleme ihres Hundes durchaus erkannt. Ihr fehlte aber vielleicht die Kraft, lautstark um Hilfe zu bitten. Einer der berührendsten Sätze, die sie mir gesagt hat war:

„Ich danke ihnen von Herzen, dass sie mir zuhören und mir ihre Hilfe anbieten. Das hat schon lange niemand für mich getan“.

Liebe Leser, lasst diesen Satz einmal auf euch wirken.

Wie empfindet ihr das, was macht dieser Satz mit euch? Macht er überhaupt etwas mit euch? Ich hoffe es, sehr sogar.

Ich habe Coco und ihr Frauchen miteinander erlebt. Coco ist eine sehr freundliche, liebe Hündin, die trotz ihrer mit Sicherheit sehr großen Schmerzen ausgesprochen lieb war/ist. Warum ist sie so? Weil sie nicht gut behandelt wurde? Nein, ich behaupte, dass dieser Hund das Leid seines Frauchens geteilt und ihr Schicksal angenommen hat. In einer Symbiose, die manch einer von uns vielleicht nicht erleben wird. Ich wünsche diese traurigen Umstände weiß Gott niemanden, aber bei dem einen oder anderen wäre es vielleicht hilfreich. Hilfreich zu erkennen, dass wir alle Lebewesen sind, die in Not geraten können und Hilfe benötigen. Und dankbar wären, wenn man diese Notlage erkennt, auch wenn man sie nicht laut herausschreit.

Und jetzt wieder die Schleife zu Coco und ihrem Frauchen. Animal Shelter hat ohne groß zu zaudern Hilfe zugesagt. Hilfe nicht nur für Coco, sondern auch für Coco’s Frauchen. Auf meinen Verein kommen riesige Kosten zu. Coco musste operiert werden, nicht nur die (offene) Gebärmutterentzündung, auch der kindskopfgroße Eierstocktumor mußten operiert werden. Da gehört die Allergie, die Coco’s Ohren und Pfoten durch ständigen Juckreiz unendlich plagen, eher zu den Nebenschauplätzen. Coco wäre über kurz oder lang gestorben, wenn wir sie nicht hätten operieren lassen.

Heute habe ich dann einen befreundeten Verein um Hilfe gebeten, Hilfe in finanzieller Form, weil in unserer Vereinskasse leider gerade mal wieder Ebbe herrscht, aber auch um Hilfe in Form eines Spendenaufrufes. Die Reaktion, nämlich die Zusage der Hilfe unter der Bedingung, dass Coco auf keinen Fall zu ihrem Frauchen zurückkehren darf, erschien mir zunächst sehr logisch und ich habe das spontan auch so gesehen.

Dann folgte ein Telefonat mit meiner „Chefin“ und wie schon so oft hat sie mir andere Horizonte eröffnet oder meinen Blick wieder auf das Wesentliche gelenkt. Danke, meine Liebe.

Wofür treten wir an? Wir sagen, wir helfen Tier und Mensch. Im Fall von Coco und ihrem Frauchen haben wir ein Paradebeispiel. Klar, in unserer achso geordneten Welt und in unserem Denken kommt es nicht vor, das wir diese geordnete Welt jemals verlassen könnten. Aber wer sind wir, dass wir so vermessen überzeugt davon sind, dass uns eine Entgleisung auch nicht annähernd in den Sinn kommt? Wer von uns weiß denn schon, ob uns nicht morgen oder übermorgen etwas ereilt, was uns unsere, bisher als völlig richtige und einzig korrekte Umlaufbahn, verlassen lässt und wir dümpeln hilflos im Universum umher?

Liebe Freunde, Leser dieses Artikels, ich würde mich sehr freuen, wenn ich in euch etwas geweckt habe. Den Gedanken, die Überlegung, zur Not auch den Albtraum, dass unser gesichertes Leben morgen schon ein ganz anderes sein könnte.

Und auch, wenn es euch nicht dazu bewegt, meinem Verein bei den enormen Kosten für Coco zu helfen – vielleicht gibt es euch einen Denkanstoss. Rund um uns gibt es ganz viele Menschen, die Hilfe brauchen. Sei es ein liebes Wort, ein aufmerksamer Blick, Zuwendung. Haltet eure Augen offen. Es kann uns auch treffen, hoffentlich nicht morgen. Und eigentlich hoffentlich nie.

Ich werde mich für Coco und ihr Frauchen einsetzen, auch wenn das Leben auf der Strasse für mich eine unbekannte Welt ist (keine Sorge, ich ziehe nicht um). Aber zu helfen, dafür brenne ich. Und das ist schon mal eine gute Voraussetzung, etwas in dieser Welt besser zu machen.

„Das unbeschreibliche Elend für Mensch und Tier ist ein Teil dieser Welt, wir wollen helfen einzelne kleine Welten wieder aufzurichten, helfen Sie mit!“

Zum Abschluss wünsche ich jedem Einzelnen das Lächeln am Ende eines jeden Tages.